Kardinal König: fest im Glauben, verwurzelt in der Heimat

Veröffentlichungsdatum05.09.2008Lesedauer5 MinutenKategorienKardinal König-Gespräche
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Ein Bericht von Hans Pflügl Kirchenblattes der Diözese St. Pölten

Mit dem 1. Kardinal König-Gespräch über "Glaube und Heimat" ehrten die Gemeinden und Pfarren von Rabenstein und Kirchberg am 30. August, dem Vorabend des 56. Jahrestages seiner Bischofsweihe, den 2004 verstorbenen Kardinal DDr. Franz König. „Wir wollen das Andenken an den Kardinal durch diese Gespräche bewahren“ versicherten die Bürgermeister von Rabenstein und Kirchberg, Kurt Wittmann und Anton Gonaus.
Kardinal König habe dort viele Spuren hinterlassen. „Diese gelte es an seinem Beispiel wach zu halten“, ergänzten unisono seine langjährige Büroleiterin Dr. Annemarie Fenzl und der Organisator der Veranstaltung, der Rabensteiner Vize-5113.jpg Bürgermeister Gottfried Auer.



Auch im Gottesdienst ging Bischof DDr. Klaus Küng auf das Leben Kardinal Königs ein, dem am Beginn seines Bischofsamtes „ein eisiger Wind“ entgegen geblasen habe und der auch nach dem zweiten Vatikanischen Konzil vielen Anfeindungen ausgesetzt war.

Fotos:
Hans Pflügl (4)
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Dies alles habe er „mit festem Glauben an Gott bewältigt und durchgestanden“, betonte Bischof Küng. König sei „eine Persönlichkeit ohne Zaudern“ gewesen und blieb bis zu seinem Tod „ein Mann des Glaubens mit einer doch schlichten 5114.jpg Frömmigkeit“. Er pflegte seine religiösen Gewohnheiten wie das tägliche Gebet, den Rosenkranz und auch die Stille der Natur.




Kardinal König hat seine Heimat nie vergessen


 

 

 

 

 

 

In den anschließenden Gesprächen im vollbesetzten Kulturzentrum Rabenstein skizzierte die langjährige Sekretärin des Kardinals, Dr. Annemarie Fenzl (2.v.l.), Kardinal König als einen Mann, für den Glaube und Heimat stets eins waren und auch immer zusammengehören sollten. Sie erinnerte an den „Bauernbuben, der keinen Lieblingsgegenstand hatte, weil er sich für alle interessierte“, und dem „als großen Mann, dessen Heimat die ganze Welt wurde, und der seine eigentliche Heimat nie vergessen hat“.
5116.jpg Schon in seiner frühen Jugend begann er zu verstehen, dass sein Elternhaus und seine Heimat eingebettet sind in eine große Welt, wies Fenzl hin. Glaube und Heimat gehörten für ihn immer zusammen.
Die drei wesentlichen Fragen der Menschen – woher komme ich, wohin gehe ich, was ist der Sinn meines Lebens ? – weisen auf jene endgültige Heimat hin, die Kardinal König stets im Himmel wusste. Doch er verlangte, sich auch um unsere Heimat auf Erden zu kümmern, die ein Abglanz der ewigen Heimat sein solle, sagte Fenzl. Da seien Worte zu wenig – entscheidend sei das Beispiel des Lebens. Das Beispiel des Lebens Kardinal Königs wach zu halten, sei ein wesentlicher Grund für die Kardinal-König-Gespräche, unterstrich die langjährige Sekretärin des Kardinals.


Heimat – Frage und Auftrag

Der ehemalige EU-Kommissar Dr. Franz Fischler ortet angesichts neuer Entwicklungen auch neue Herausforderungen für den ländlichen Raum. Die Heimat sei heute auch Auftrag geworden, sagte er. Heimat sei mit starken Emotionen besetzt, doch je größer die Distanz der Lebensräume sei, umso schwächer werden auch die Emotionen, worunter Europa heute vor allem leide.
Es sei Heute ein wesentlicher Auftrag an uns, Heimat vor allem im ländlichen Raum zu sichern, unterstrich er. Nach der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und dem Wirtschaftswunder nach dem zweiten Weltkrieg stehe man heute vor einem gewaltigen Umbruch, der noch nicht abzusehen sei. Er werde von einer internationalen Arbeitsteilung, neuen Energieformen und Transport- und Informationssysteme bestimmt.
Wir müssen heute Strategien entwickeln, dem positiv zu begegnen, sagte der einstige EU-Kommissar. Es brauche vor allem eine nachhaltige Landwirtschaft, dezentrale Energieproduktionen wie Sozialdienste. Doch sollten die notwendigen Initiativen aus der Region selbst kommen, betonte Fischler. Die Menschen müssten ihre eigenen Kräfte durch Selbstvertrauen und Gemeinschaftsgeist stärken. „Wir sind nicht hoffnungslos der Globalisierung ausgeliefert, sondern müssen lernen, damit umzugehen“.

Kardinal König war benediktinisch geprägt

Altabt Burkhard Ellegast aus Melk zitierte Kardinal König, der „nichts anderes wollte, als einer guten Sache selbstlos dienen“. Kardinal König sei durch seine Bildung – vor allem durch den benediktinischen Geist von Melk, wo er einst die Schule besuchte – geprägt gewesen, sagte er. König, der 1927 in Melk maturierte, hatte Lehrer, die den Verstand ansprachen, aber auch solche, die den ganzen Menschen vor Augen hatten.
Die „stabilitas loci“ der Benediktiner präge ihr Kloster zur Heimat. Doch dieses verlange kein starres Verharren, sondern ein Ort, wo sich geistige Beweglichkeit zeige.
Kardinal König zeigte eine klare Haltung, die ihn in Glaube und Kirche zuhause sein ließ. Die Kirche war für ihn Heimat, von der aus er offen für andere sein konnte. So sei er auch beim Zweiten Vatikanischen Konzil eine „sehr bewegende Kraft“ gewesen, „die sich dem Aggiornamento Johannes XXIII. verpflichtet wusste“.
Sein Bestreben, dass sich auch Menschen anderer Parteien in der Kirche zuhause fühlen konnten, erntete viel Widerstand und brachte ihm den Beinamen „der rote Kardinal“ ein. Heute hätten alle erkannt, wie wichtig dieses Engagement gewesen sei, wies Altabt Burkhard hin.
Kardinal König konnte „durch menschliche Begegnungen und Gespräche das Gefühl vermitteln, dass wir eine gemeinsame Heimat – den Glauben – haben“, sagte der Altabt.
Er wusste, dass Wohlstand und Egoismen große Probleme bringen. Doch auch diese säkulare Welt suche eine Antwort auf die großen Fragen der Menschheit, die man nicht aufoktroieren, sondern nur in Freiheit erfahren könne.
Kardinal König wusste aus seinem Glauben heraus, dass die Kirche seine Heimat war und dass dieses Leben nicht alles sei und es ein endgültiges nur bei Gott gebe. Er habe noch in seinem Testament hingewiesen, bei seinem Sarg die Osterkerze nicht zu vergessen.

5117.jpg Auch in der abschließenden Diskussion wurde die enge Verbindung eines unerschütterlichen Glaubens bei Kardinal DDr. Franz König mit seiner tiefen Verwurzelung in seiner Heimat hervorgehoben.
Professor Heinz Nußbaumer erklärte: „Kardinal König war ein Geschenk“. Beide Gemeinden und Pfarren, Rabenstein und Kirchberg an der Pielach hätten sich seiner würdig erwiesen. Diese Kardinal-König-Gespräche sollten kein weiterer Religionsdialog werden, sondern etwas anderes verwirklichen: die Bodenständigkeit. Denn es sei heute schwieriger geworden zu erkennen, was Heimat und was Glaube sei.
In seiner Beschäftigung mit den Religionen der Welt sei er zur Einsicht gelangt, dass es kein Volk ohne Religion gebe, wies Fenzl hin. Religion gehörte daher für Kardinal König zum innersten Wesen des Menschen.